„Knappe Kiste“
Enger war es selten! Die Offene Schweizer Helikopter Meisterschaft 2024 wurde mit dem extrem knappen Unterschied von nur 0,2 Punkten entschieden. Mit dem „Wimpernschlag-Sieg“ holten sich Ruedi Boser und Stefan Meier den Titel „Schweizer Helikoptermeister 2024“ sowie auch den Gesamttitel „Sieger der OSHM 2024“ vor den Mitfavoriten Andreas Rübner und Holger Wolff (beide Teams auf R44). Den Bronzeplatz sowie den Titel „Juniorenmeister 2024“ sicherte sich das junge deutsche Nachwuchsteam Noah Pfeifer/Dominik Winter (auf Cabri G2).
Der Ausläufer des Sturms Kirk, der in der Nacht vor dem Wettbewerb auch den Süden Deutschlands gestreift, hatte, war ohne Folgen geblieben, so dass auf dem bestens präpartierten Gelände des Flugplatzes Mengen am Freitag (11. Oktober) die OSHM wie geplant starten konnte. Die Eidgenossen unter Organisations-Chef Kurt Häusermann und Wettbewerbsleiter Bruno Imholz hatten auf deutsches Gebiet ausweichen müssen, weil es in der Schweiz kein geeignetes Gelände für die OSHM gegeben hatte. Da Mengen als überaus Helikopter-freundlicher Flugplatz gilt, war der ausrichtende Schweizerische Helikopterverband (SHeV) im Zollern-Alb-Kreis mehr als willkommen; unterstützt wurde er vom Vorstand und zahlreichen Mitgliedern des Deutschen Hubschrauber Club (DHC e. V.) sowie von den internationalen Schiedsrichtern Alan Norris (England) und Laurent Michallat (Frankreich). Zudem gab es auch aus Polen Unterstützung: durch die FAI-CIG-Präsidentin Serafina Ogonczyk-Makowska und Tomasz Nowak.
Die erste von insgesamt vier Disziplinen hieß Precision Hover. Bei dieser technisch anspruchsvollen Übung musste der Helikopter in gleichbleibender Höhe einen 1 m breiten Korridor abschweben. Drehungen gegen und mit dem Uhrzeigersinn hatten an den jeweiligen Eckpunkten zu erfolgen. Zu schnelle Drehungen wurden mit Strafpunkten belegt. Höhepunkt der Disziplin, bei dem der Copilot seinem Piloten nur marginal Hilfestellung geben konnte, war das Absetzen des Helikopters auf einer Bodenlinie, wobei eine Markierung an der Kufe möglichst deckungsgleich mit der nur 5 cm breiten Bodenlinie sein sollte. Hier bewies Ruedi Boser sein Können und setzte mit 293,63 Punkten die erste „Duftmarke“. Überraschend platzierte sich Noah Pfeifer mit 290,02 Punkten auf Rang 2 vor dem Mitfavoriten Andreas Rübner (252,12 Punkte). Die Schweizer Teams Thomas Eichenberger/Patrick Meyer und Werner Büchi/Werner Glatthard folgten auf den Plätzen 4 und 5.



























Neues Spiel, neues Glück- oder manchmal auch duseliges Pech! Am Nachmittag stand mit dem Navigationsflug die zweite Disziplin an. Bei keinem der sieben teilnehmenden Teams, vier aus der Schweiz und drei aus Deutschland, lief es optimal. Pfeifer/Winter holten 245,9 von 300 möglichen Punkten; Büchi/Glatthard 223,2. Rübner/Wolff setzten sich mit 285,3 Punkten an die Spitze. Pilot Boser ging beim Anflug auf den letzten Übungsteil die Kleinorientierung kurzzeitig verloren, und die Schiedsrichter am Boden, angeführt von Chief Judge Lothar Oehler, wurden Zeugen, wie Stefan Meier wild gestikulierend versuchte, seinen Piloten in Richtung Doghouse zu lenken. Das Team versenkte den Kegel zwar vorschriftsmäßig in der 30-cm -Luke, erreichte aber wegen der nicht ausgeführten Minutenbox nur 238 Punkte. Zwischenergebnis bei Halbzeit: Platz 3.
Tag zwei mit der großen Aufhol-Jagd. Für den Vormittag wurde das Fender Rigging angesetzt. Bojen mussten aus unterschiedlichen Höhen und in sehr knapp bemessener Zeit in drei Tonnen versenkt werden. Auch hier bildete der „Kegelabwurf“ ins Doghouse wieder das Ende der Übung. Offenbar hatten Boser/Meier am Vorabend noch ein kleines internes Krisenbriefing, denn mit der Ausbeute von 299,2 Punkten (besser geht‘s kaum) manövrierten sich die Schweizer wieder nach vorn. Rübner/Wolff holten 293,9 Punkte vor Pfeifer/Winter (279,6 Punkte). Eichenberger/Meyer schlugen sich beim Fender ausgesprochen gut und schafften Rang 4 mit 270,8 Punkten.
Mit großer Spannung fieberten Crews wie Schiedsrichter und Helfer der letzten Übung entgegen: Der Slalom musste, wie schon so oft, die Entscheidung bringen. Den Wassereimer befüllten die Crews schwebend über einer Wassertonne selbst, und dann ging es in einen Parcours mit acht Toren. Wasserverlust aus dem Eimer bedeutete Punktverlust, falsches Durchfliegen der Tore ebenfalls. Jedem Team blieben zwei Durchgänge, wobei das saubere Absetzen des Eimers auf der Mitte eines 60-cm-Tisches zum Ende der Übung nochmals höchste Konzentration bedeutete. Inzwischen machte auf dem Flugfeld schon das Gerücht die Runde, dass es zwischen den beiden Bestplatzierten ein Stechen geben würde; war allerdings nur Spaß, denn Boser/Meier holten mit 296,1 Punkten gegenüber Rübner/Wolff (295,4 Punkte) so weit auf, dass am Ende das knappste aller bisherigen Resultate eine Offene Helikoptermeisterschaft entschied. 1126,9 für die Schweizer und 1126,7 Punkte für die Deutschen. Wie gesagt: eine knappe Kiste!
Mit 1097,2 Punkten sicherten sich Pfeifer/Winter Rang drei vor Büchi/Glatthard (983,5 Punkte). Platz 5 erflogen Eichenberger/Meyer (956,8 Punkte). Sechste im Gesamtklassement wurden die Newcomer Florian Hoffherr/Manuel Heumos (710,2 Punkte, auf Cabri G-2). Den siebten Rang belegten Ralph Wyss/Gerry Tscherter (488 Punkte). In der rein schweizerischen Wertung hieß es am Ende: Platz 1 für Boser/Meier, Platz 2 für Büchi/Glatthard und Platz 3 für Eichenberger/Meyer. rst
Die Rangfolge der OSHM 2024
Ruedi Boser/Stefan Meier (R44),
Andreas Rübner/Holger Wolff (R44)
Noah Pfeifer/Dominik Winter (Cabri G2)
Werner Büchi/Werner Glatthard (R44)
Thomas Eichenberger/Patrick Meyer (R44)
Florian Hofherr/Manuel Heumos (Cabri G2)
Ralph Wyss/Gerry Tscherter(R44)
Text: Renate Strecker
Bild: Gaby Bühler-Seidel, Mario Fuß, Constantin Chryssanthis