Deutscher Hubschrauber Club e.V.

Helicopter World Championship (WHC) in Minsk 2018

Team Germany bei der Hubschrauber-WM in Minsk – gute Mittelfeldplätze am ersten Wettbewerbstag

Die 16. FAI World Helicopter Championships in Minsk nehmen Fahrt auf. Offizieller Start der vier Disziplinen war gestern mit dem Präzisionsflug und dem Fender Rigging. Für die deutschen Helikopterfans hier schon mal die ersten Zwischenergebnisse aus der weißrussischen Hauptstadt: 
 
Beim parallel ausgetragenen Präzisionsflug, bei dem der Helikopter dicht über dem Boden in konstant gleichmäßiger Höhe manövriert werden muss, landeten – wie erwartet – drei russische Teams mit 298,3, 296,8 und 295,7 (von 300 möglichen Punkten) auf den Medaillenrängen. Erfreulich Rang vier für Maria Mus und Jakub Malec aus Polen. Die Mixed-Crew erreichte knapp dahinter 295,2 Punkte vor dem polnischen Brüderpaar Marcin und Michal Szamborski (291,9 Punkte). Auf den Plätzen 22 und 29 etablierten sich Eigner/Schauff und Hopf/Fuß mit guten 268 beziehungsweise 234 Punkten. Morgenstern/Seer aus Österreich belegten hier Rang 15 mit 281,3 Punkten. 

Bei leichtem Regen ging es nach einer kurzen Mittagspause gleich mit der zweiten Disziplin weiter: dem Parallel-Fender Rigging (oder besser: Bojen in Tonnen versenken). Diese Disziplin haben die Osteuropäer nahezu perfektioniert. 13 Crews aus Russland, Weißrussland und der Ukraine holten die maximale Punktzahl 300. Die Platzierungen unterschieden sich nur in den geflogenen Zeiten. Die beste lag bei 41 Sekunden. Zum Vergleich: Martin Eigner und Michael Schauff erreichten hervorragende 297 Punkte in 64 Sekunden (Platz 16). Hopf/Fuß flogen 78 Sekunden und holten 236,5 Punkte (Platz 30). Von den westeuropäischen Teilnehmern konnten nur Thomas Morgenstern und Stefan Seer mit 56 Sekunden und 300 Punkten auf Rang 9 die Ost-Überlegenheit durchbrechen. Beide trainieren regelmäßig mit den Russen und haben sich deren außergewöhnliche Flugtaktik inzwischen angeeignet. Am heutigen Mittwoch steht die Navigation auf dem WM-Programm. 

Foto: Gaby Bühler-Seidel
Die deutschen Crews Schauff/Eigner und Hopf/Fuß (v. l.) vor ihrer in Minsk gecharterten Robinson R44.


Der erste Wettkampftag der 16. Hubschrauber-Weltmeisterschaft klang am Abend mit der offizielle Eröffnungsfeier aus. Dem folgte das erste offizielle Get together für alle Teams, Schiedsrichter und Helfer. 
 
Bei der WM 2018 auf dem Borovaya Airfield, nördlich von Minsk, sind insgesamt 38 Crews aus sieben Nationen (China, Deutschland, Österreich, Polen, Russland, Ukraine und Weißrussland) am Start. Nicht alle Crews fliegen beim klassischen Teil der WM mit. Vornehmlich die osteuropäische Spitzenteams konzentrieren sich auf die Qualifikationsläufe im Fender Rigging und im Slalom für den Helicopter World Cup (HWC), der im Verlauf eines Jahres europaweit sowie auch im Rahmen der WM ausgetragen wird. Das deutsche Team geht hierbei nicht an den Start.   

Team Germany bei der Hubschrauber-WM in Minsk, Tag 2: Der lange Tag der Navigation

Bei der Navigation über Land ist nicht nur absolute Konzentration bei den Helikopterbesatzungen gefragt, sondern auch „Stehvermögen“ bei Schiedsrichtern und Bodenhelfern. Sie müssen mehr als acht Stunden draußen auf der Navigationsstrecke ausharren, und die Flüge der WM-Teilnehmer bewerten. Neben Sonnencreme und Regenschutz gehören Proviant und viel, viel Trinkwasser zu ihrem Standard-Equipment. Für die deutschen Helikopterfans hier das Zwischenergebnis vom zweiten Wettkampftag in Minsk: 
 
Bei Nieselregen, der aber schnell recht gutem Flugwetter Platz machte, begann das Event am frühen Morgen. Alle 34 Crews des Vortages gingen wieder an den Start. Die Crews absolvierten ihre Strecken jeweils innerhalb von rund 30 Flugminuten. Die exakten Start- und Landezeiten variierten nach den Grundgeschwindigkeiten der jeweiligen Hubschraubermuster. 
Nun sollte man meinen, dass Weißrussen sich im Bereich um ihre Hauptstadt bestens auskennen und in der Navigation ganz vorn mitmischen. Nicht ganz! Nur eine Belarus-Crew schaffte den Sprung unter die besten fünf Besatzungen. Machanski/Danchanka belegten Rang 5 mit 299 Punkten. Der Kampf um die Spitzenplätze verlief aber ausgesprochen knapp. Die Nasenspitze vorn hatte das polnische Brüderpaar Marcin und Michal Szamborski. Sie siegten in der Navigation mit 299,6 von 300 möglichen Punkten vor drei russischen Crews.Viktor Korotaev/Vladimir Ziablikov kamen punktgleich auf den zweiten Platz (hier entschied die niedrigere Anzahl der Flugstunden des Polen über Platz eins). Andrey Orekhov/Vadim Sazonov, die schon den Präzisionsflug für sich entscheiden konnten, holten mit 299,1 Punkten Platz drei. Ex-Weltmeister Maxim Sotnikov/Aleh Puajukas landeten mit nur 0,1 Punkten Abstand auf Rang vier. Martin Eigner und Michael Schauff etablierten sich auf dem 20. Rang mit 239,2 Punkten. Hartmut Hopf und Mario Fuß landeten auf Platz 27 (193,3 Punkte). Nur wenig besser die Platzierung der österreichischen Spitzencrew Morgenstern/Seer. Sie erwischten keinen guten Tag und kamen mit für sie unbefriedigenden 198,2 Punkten nur auf den 26. Platz. 
 
Die Navigation ist übrigens das Event bei Hubschrauber-Wettkämpfen, bei dem die Zuschauer am Platz wenig Möglichkeiten haben, das fliegerische Geschehen hautnah zu verfolgen. Trotzdem gilt die Navigation als eine große fliegerische Herausforderung für die Wettbewerbs-Crews, denn sie orientiert sich wie kaum eine andere Disziplin an der klassischen Luftrettung. Die ausgelegten zehn Bodenzeichen in einer definierten Suchbox symbolisieren die Suche nach einem vermissten Luftfahrzeug. Die unterwegs abzuwerfenden Reissäckchen und das präzise Einlochen eines Kegels in einer 30 cm großen „Dachluke“, alles auf Zeit versteht sich, stellen die Versorgung aus der Luft mit Medikamenten oder Verpflegung dar. Die Besatzungen werden nach ihrem Flug dann auch direkt ins „Jail“ geleitet. So wird sichergestellt, dass sie Teamgefährten, die die Navigation noch nicht absolviert haben, Hilefestellung geben. Handys sind im Jail natürlich auch verboten. Mit dem Slalom steht am heutigen Freitag die letzte der vier WM-Disziplinen auf dem Programm. 

Besinnung in Minsk: Gedenken an Günter Zimmer

Am zweiten Wettkampftag der 16. FAI World Helicopter Championships wurde es für eine kurze Zeit sehr still auf dem Airfield in Minsk. Motoren und Rotoren der Hubschrauber ruhten Zeit für ein Innehalten in Erinnerung an Günter Zimmer. 


Im August 2010 war Zimmer auf dem Flugplatzgelände in Minsk mit seiner schwarzen MD 500 tödlich verunglückt. Er hatte gemeinsam mit seinem damaligen Copiloten Lothar Oehler an einem internationalen Wettbewerb in Belarus teilgenommen. Und wie häufig nach offiziellen Wettbewerben, flog er anschließend sein Solo-Freestyle-Programm. An diesem heißen Sommertag setzte er seinen Immelmann-Turn zu tief an, viel zu tief. In der Abwärtsbewegung hatte er nicht mehr ausreichend Spielraum zum Erdboden, konnte seinen Helikopter nicht mehr hochziehen. Der einmotorige Turbinenhubschrauber schlug mit hoher Energie auf dem Boden auf und fing sofort Feuer. Günter Zimmer hatte keine Überlebenschance. 


Lothar Oehler hatte die WM-Teilnehmer eingeladen zu einer kurzen Gedenkfeier an der Absturzstelle und die Resonanz der Teams war überwältigend. Nahezu alle kamen – auch zu Ehren von Irina Harelyshavar. Die Witwe von Günter Zimmer stammt aus Weißrussland und musste damals den Absturz, ebenso wie Lothar Oehler, vor Ort miterleben. 
An der Absturzstelle hielt der DHC-Vorsitzende Martin Eigner eine kurze Ansprache, und dort wo ein Stein an Günter Zimmer erinnert, legten die Gedenkfeier-Teilnehmer Blumen ab. 

Tag 3 – Russischer Sieg bei der Hubschrauber-WM in Minsk: Sie fliegen in einer Klasse für sich

Die 16. FAI World Helicopter Championships in Minsk sind schon wieder Geschichte. Die letzte Disziplin ist beendet und die große Siegerehrung wird vorbereitet. Es gab Höhen und Tiefen im kleinen deutschen Team, das in diesem Jahr aus nur zwei Crews bestand, so dass eine Teilnahme an der Nationen-Teamwertung nicht möglich wurde. Auch bei den favorisierten osteuropäischen Teams lief nicht alles nach Plan in Minsk, obgleich die Hubschrauber-Weltmeister 2018 mit Maxim Sotnikov/Aleh Puajukas, wie erwartet, aus Russland kommen.  
 
Für jene, die die Bedingungen noch nicht kennen: Im Slalom manövriert der Copilot einen 4 kg schweren, mit Wasser gefüllten Eimer an einem fünf Meter langen Seil durch einen Stangenparcours, dessen Durchflugrichtung erst kurz vor dem Event bekanntgegeben wird. Der Pilot muss sich auf die klaren Kommandos des Copiloten verlassen, denn er hat kaum Referenzen zu den Hindernisstangen unter dem Helikopter. Am Ende des Parcoures verlängert der Copilot das Seil auf elf Meter, der Eimer muss dann auf einem kleinen Target-Tisch (60 cm Durchmesser) abgesetzt werden. Gemessen werden Zeit, Ablage auf dem Tisch zum Mittelpunkt, mögliches mehrfaches Absetzen sowie Wasserverlust oder mögliche Bodenberührungen des Eimers im Umkreis des Targets. Lässt der Copilot den Eimer umkippen oder fallen, gibt es 300 Strafpunkte, also ein deprimierendes Null-Ergebnis. 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Beide deutschen Crews haben ihre Eimer auf dem Tisch abgesetzt. Das gilt für 33 von 34 teilnehmenden Crews. Einzig Maria Mus aus Polen, die als sehr talentierte Pilotin gilt, hatte Pech. Ihr Copilot Jakub Malec verlor den Eimer. Damit hatte das polnische Paar, das bei den ersten beiden Disziplinen noch weit vorn mitgemischt hatte, alle Chancen auf eine gute Gesamtplatzierung verspielt. Im Salom wurden sie mit null Punkten letzte. Im Gesamtklassement fielen sie weit nach hinten zurück. 
Mit 298,7 Punkten setzten sich die russischen Favoriten durch. Maxim Sotnikov/Aleh Puajukas spielten ihre ganze Routine aus und sorgten mit einer superstarken Leistung auch für ihren knappen Gesamtsieg.  

Platz zwei belegten Alexandr Zhuperin/Nikolay Burov mit 298,1 Punkten vor den drittplatzierten Weißrussen Mikita Lapsen/Uladzislau Kurs (297,6 Punkte). Auf den achten Platz flogen Thomas Morgenstern/Stefan Seer mit 288,8 Punkten. Damit konnten die Österreicher ihr schlechtes Navigationsergebnis zwar relativieren, für eine Gesamtplatzierung im oberen Teilnehmerfeld langte dies allerdings nicht mehr. 

Martin Eigner/Michael Schauf erlebten einen dunkelgrauen Vormittag in Minsk. Weit unter ihren Möglichkeiten erflogen sie 190,9 Punkte und damit nur Rang 31. Etwas besser machten es Hartmut Hopf/Mario Fuß. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme erreichten sie im Slalom immerhin 261,4 Punkte und Rang 28. 

Maxim Sodnikov/Aleh Puajukas sind die neuen Hubschrauber-Weltmeister 2018. Damit siegte die in allen vier Disziplinen beständigste Crew. Von 1200 möglichen Gesamtpunkten erreichten sie 1194,5 vor ihren russischen Landsleuten Andrey Orekhov/Vadim Sazonov (1190,9 Punkte). Die Bronzemedaille geht ans Gastgeberland: die weißrussische Crew Aliaksei Machanski/ Anton Danchanka (1180,7 Punkte). Auf Rang vier flogen die polnischen Brüder Marcin und Michal Szamborski (1174,4 Punkte). Das beste Damenteam kommt ebenfalls aus Russland: Elena Prokofjeva und Diana Riiazova erreichten mit 1169,1 Punkten Rang fünf. 

Die osteuropäische Überlegenheit ist im Helikopterflugsport mehr als deutlich. Unter den besten 19 Besatzungen rangierten in Minsk elf russische, vier weißrussische, zwei ukrainische sowie eine polnische Crew. Erst auf dem 20. Platz etablierte sich mit den Österreichern Thomas Morgenstern/Stefan Seer eine westeuropäische Besatzung. Martin Eigner und Michael Schauff landeten auf dem 24. WM-Gesamtplatz (946,2 Punkte) Hartmut Hopf/Mario Fuß wurden 29. mit 856,6 Punkten. 

Während einige Teams am Wochenende noch zu weiteren Starts in der Weltcup-Wertung antreten werden, kann sich Team Germany jetzt entspannen und die große Siegerfeier genießen, bevor es mit der Linie wieder zurück nach Deutschland geht.

Foto: Gaby Bühler-Seidel 
Eine Mi-2 aus dem Gastgeberland Belarus beim Absetzen eines Wassereimers auf den Target-Tisch. Stabilität und Unempfindlichkeit bei Wind: Mi-2-Helikopter zählen in Osteuropa zu den bevorzugten Wettbewerbsmustern.

Text: Renate Strecker