Deutsche Hubschraubermeister verteidigen Titel 2022
Die „alten“ Deutschen Hubschraubermeister sind auch die Neuen. Das Team Andreas Rübner und Holger Wolff sicherte sich bei den Titelkämpfen im Juli in Mengen erneut den Titel. Gesamtsieger des zweitägigen Wettbewerbs auf hohem Niveau wurde das Team Boser/Meier aus der Schweiz.
Der überaus Hubschrauber-freundliche Flugplatz in Mengen war nach 2019 erneut Austragungsort für den internationalen Vergleich unter Helikopter-Sportlern. Das Teilnehmerfeld war angesichts der jüngsten Kostenentwicklung zuerst auf acht Teams aus der Schweiz und aus Deutschland begrenzt; der technische Ausfall eines Helikopters kurz vor dem Start zwang schließlich zwei Teams in die Zuschauerrolle.
Den Auftakt des Wettbewerbs, der aus vier der Rettungsfliegerei entliehenen Aufgaben besteht, machte der Precision Hover.
Hierbei schwebt der Helikopter vorwärts, seitwärts und rückwärts entlang eines Korridors, und muss dabei auf einer exakten Höhe gehalten werden. Zwei unter der Maschine befestigte Ketten zeigen den Schiedsrichtern an, ob die Höhe auch eingehalten wird. Eine zwei Meter lange Kette darf den Boden nie berühren, die andere misst drei Meter und darf den Boden nicht verlassen. 360-Grad-Drehungen an den jeweiligen Ecken dürfen 15 Sekunden nicht unterschreiten, müssen aber zügig und gleichmäßig sein.
Bereits hier zeigten die späteren Gesamtsieger der ODHM 22, Ruedi Boser und Stefan Meier (auf Robinson R44), ihr ausgesprochen hohes Leistungsniveau. Sie erreichten 296,1 Punkte von möglichen 300 Punkten. Titelverteidiger Andreas Rübner/Holger Wolff (R44) folgten auf dem zweiten Rang mit 275,8 Punkten. Ganz knapp dahinter schuf sich das Juniorenteam Lena Maier/Michael Schauff (R44) mit 275 Punkten eine hervorragende Ausgangsposition. Als Junior werden übrigens Piloten mit weniger als 250 Flugstunden als verantwortlicher Pilot gewertet; Alter von Pilot oder Copilot sind dabei nicht relevant.
Vor der „Kulisse“ einer für den späten Freitagnachmittag angekündigten Gewitterfront entschied sich die Wettkampfleitung unter dem Schweizer Bruno Imholz und Chef-Schiedsrichter Lothar Oehler für Starts zur Navigation um die Mittagszeit. Der Kurs war ausgelegt auf eine Flugzeit von gut 40 Minuten, je nach Leistung der Helikoptermuster R44 und Cabri G2. Auf dem anspruchsvollen Kurs mussten Bodenmerkmale und Zeichen gefunden und in die Navigationsunterlagen eingetragen werden. Beim Erreichen des Platzes galt es zwei Reissäckchen in Zielkreise zu werfen und nach Durchfliegen einer Ein-Minuten-Box einen Kegel in eine 30 cm große Dachluke zu versenken, auf Zeit, versteht sich, und unter den wachen Augen zahlreicher national wie international erprobter Schiedsrichter; sie kamen aus England, Frankreich, Irland, der Schweiz und aus Deutschland.
Mit 294,6 Punkten flogen auch hier Boser/Meier auf den ersten Rang, gefolgt von Rübner/Wolff (278,9 ) und Maier/Schauff (274,9). Auf Rang vier flog das am Regio-Airport ansässige Team Hartmut Hopf/Michael Rautenberg (R44) mit 228,9 Punkten. Erfreulich besonders für den Copiloten, denn die Navigation war bisher immer seine „Horror“-Disziplin. Er profitierte, ebenso wie die Junioren Pfeifer/Winter vom intensiven Training mit DHC-Nachwuchstrainer Mario Fuß.
Wettkampftag zwei: Fender Rigging. Bei dieser Disziplin müssen Bojen aus unterschiedlichen Höhen in Tonnen abgesenkt werden. Die Seile mit den Bojen sind vier, sechs und acht Meter lang. Die Zeitvorgabe ist äußerst knapp bemessen, nur ein guter Rhythmus sorgt für eine hohe Punktewertung.
Bei auffrischendem Wind, der von den Teams alles abverlangte, schafften Boser/Meier 298,6 Punkte, und lagen damit ziemlich nahe am Optimum von 300. Weniger gut lief es für Rübner/Wolff mit „nur“ 281,6 Punkten. Lena Meier und Michael Schauff erflogen sich überraschende 295,6 Punkte und sorgten für die nötige Spannung im Hinblick aufs Siegertreppchen. Das zweite Schweizer Team, Werner Büchi/Werner Glatthardt (R44), erflogen mit 290,1 Punkte das drittbeste Ergebnis in dieser Disziplin.
Entscheidung beim Slalom. Der Parcours umfasst sieben Tore, die in einer erst kurz vor dem Start bekannt gegebenen Richtung durchflogen werden müssen. Dabei führt der Copilot einen mit Wasser gefüllten Eimer, der am Ende auf einem Target (60 cm Durchmesser) abgesetzt werden muss. Wasserverlust auf dem Weg, zu hohes Durchfliegen der Tore und die Ablagedistanz vom Tisch-Mittelpunkt sind Kriterien für Punktabzüge.
Rübner/Wolff spielten ihre große Erfahrung im Slalom aus und durchflogen den Parcours temperamentvoll und nahezu fehlerfrei. Mit 295,4 Punkten wurden sie klare Slalom-Sieger, während der Vorsprung von Boser/Meier schmolz. Dem Schweizer Spitzenteam unterliefen ein paar Fehler, so dass sie am Ende nur 290,9 Punkte verbuchen konnten. Das reichte jedoch für den Gesamtsieg bei der ODHM 22 vor dem alten und neuen Deutschen Helikoptermeister Rübner/Wolff. Den drittbesten Slalom flog die jüngste Crew: Noah Pfeifer/Dominik Winter erreichten (auf Cabri G2) 279,2 Punkte und holten im Gesamtklassement deutlich auf. Letztlich wurden sie mit Platz vier in der Gesamtwertung und mit dem zweiten Platz bei den Junioren belohnt. Das junge Team (22 und 18 Jahre) hat viel Potenzial und wird bereits jetzt als Nachwuchsteam vom DHC gefördert.
275,8 Punkte im Slalom reichten für das einzige Mixed-Team Maier/Schauff nicht aus, um Rübner/Wolff noch abfangen zu können. Sie wurden zweite in der rein deutschen Wertung, dazu Juniorenmeister 2022, und landeten in der Punktewertung auf dem hervorragenden dritten Platz.
Bei der Siegerehrung erhielten Ruedi Boser und Stefan Meier den Ehrenpreis des Schweizerischen Helikopterverbands SHeV, den der Präsident des DHC, Michael Schauff, den Freunden aus der Schweiz persönlich überreichte. Den Ehrenpreis des DAeC-Präsidenten erhielten die alten und neuen Deutschen Hubschraubermeister Andreas Rübner und Holger Wolff. Zudem freuten sie sich ganz besonders über ihren attraktiven Sonderpreis: zwei hochwertige Bose-Headsets.
Text: Renate Strecker
Rangliste ODHM 22
- Ruedi Boser/Stefan Meier, 1180,2 Punkte
(Ehrenpreis des Schweizerischen Helikopterverbands) - Andreas Rübner/Holger Wolff, 1131,7 Punkte
(Ehrenpreis des DAeC-Präsidenten) - Lena Maier/Michael Schauff, 1121,3 Punkte
(Ehrenpreis der HeliFlight) - Noah Pfeifer/Dominik Winter, 981,0 Punkte
(Ehrenpreis Wendt Maschinenbau) - Werner Büchi/Werner Glatthardt, 861,6 Punkte
(Ehrenpreis Luftsport Verband Bayern) - Hartmut Hopf/Michael Rautenberg, 856,8 Punkte
(Ehrenpreis DAeC Motorflugkommission)